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meine familie lebte viele generationen in dem kleinen oberpfälzer dorf schlicht in bayern.

der ort ist urkundlich zum ersten mal im 12. jhdt. erwähnt. eine handelsstraße von hamburg nach rom ging durch unser dorf. seit dem 17. jhr lebte mein familie dort, die als köhler aus dem norden gekommen waren und nun als bauern in schlicht sesshaft wurden.

das blieb so, bis mein vater auf die welt kam, dort aufwuchs, schließlich als 18 jähriger anfang 1945 einrücken musste und 1950 nach seiner kriegsgefangenschaft heimkehrte.

aber er wollte dort nicht mehr leben, schon gar nicht als bauer.

also ging er nach münchen, um die meisterschule für mode zu machen. dann lernte er meine mutter kennen, heiratete und zog nach nürnberg (woher meine mutter stammte). in der zeit als er ein angebot bekam als modeschöpfer nach mailand zu gehen, erreichte meinen vater ein anruf.

es war seine mutter, die ihm befahl, nun endlich „nach hause“ zu kommen.

 

viele jahre später (als ich ca. 10 jahre alt war) wollte mir mein vater das gleiche versprechen abringen. wenn ich einmal ins ausland ginge, sollte ich wieder nach hause kommen, sobald er es wünschte. intuitiv erkannte ich, dass dies falsch wäre, so entschied ich mich, irgendwann für immer wegzugehen, was ich dann auch tat.

 

bevor ich nach wien zog, wollte mir mein vater sein haus vermachen, aber ich lehnte ab.

 

mein vater gehorchte damals seiner mutter und zog mit kind(ern) und kegel (und ehefrau) in das oberpfälzer kuhdorf. sie lebten die ersten jahre im elterlichen haus, aber mein vater weigerte sich fortan oberpfälzer dialekt zu sprechen, sondern kommunizierte in einem steifen hochdeutsch, oder brüllte, wenn er wütend war, auf italienisch. er begann bei der nachbargemeinde in einer kleinen kleiderfirma zu arbeiten und verwendete sein ganzes kapital an geist, kraft und emotion, um eine bald 12 köpfige familie durchzubringen.

 

1965, im jahr meiner geburt, zerstörte mein vater das jahrhunderte alte bauernhaus, um ein neues zuhause für seine nun 11köpfige familie ebendort hinzubauen. als das haus fertig war, wurde mein bruder josef geboren. mein vater hätte noch gern mehr söhne gehabt, dazu wollte er das gesamte anwesen (den alten bauernhof) umbauen, damit alle „kinder“ mit ihren familien dort wohnen sollten bis an ihr lebensende und auch alle weiteren generationen.

das wäre der plan meines vaters gewesen. er ging nicht in erfüllung, gott sei's gedankt.

 

neben dem anwesen lag eine große wiese, wo er sein haus auch hätte hinbauen können.

 

mein bruder , der das erbe an meinerstatt übernehmen musste, ist der letzte in der familie, der noch den namen meines vaters trägt. aber dort in dem oberpfälzer dorf leben möchte auch er nicht.

keines meiner geschwister wollte  im hause meines vaters wohnen.

sobald sich ein möglichkeit bot (studium oder heirat) verließen sie ihr zuhause.

ich zog 1987 aus. Meine mutter kam 7 jahre später in ein pflegeheim.

mein vater lebte bis zu seinem tod allein in seinem haus.

 

ein uralter obstgarten lag ebenfalls gegenüber unseres bauernhof. mein vater pflanzte für jedes neugeborene kind einen kirschbaum. nach dem tode meiner eltern verkaufte mein bruder als erstes den obstgarten, der sogleich dem erdboden gleichgemacht wurde, damit der nachbar ein neues haus bauen konnte. die große wiese ist immer noch unbebaut...

 

seit dem tod meiner eltern im jahre 2008 steht das haus leer oder ist an amerikanische soldaten vermietet, da sich unweit unseres dorfes der truppenübungsplatz grafenwöhr befindet. von dort aus werden tausende soldaten ausgebildet und in den irak geflogen.

kurze zeit war das haus meines vaters ein illegales amerikanisches bordell...

 

es bleibt zu wünschen, dass eine künftige generation die ruinen des alten bauernhofs und das haus meines vaters revitalisiert oder  abreißt, damit dort ein neuer anfang gemacht werden kann.

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